Die Gesprächstherapie ist ein großer Eckpfeiler im Spektrum der verschiedenen Möglichkeiten sich selbst zu helfen.
Von vollstationärer Gruppen-Gesprächstherapie über angeleitete Selbsthilfegruppen bis zur klassischen ambulanten Gesprächstherapie, es gibt viele Richtungen und manchmal stellt sich die Frage, welchen Sinn das Reden an sich hat.

Es gibt viele Möglichkeiten sich und seinen Alltag zu stabilisieren. Was dem einen hilft, ist für andere undenkbar, daher wollen wir uns die verschiedenen Aspekte der Gesprächstherapie ansehen, denn vielleicht stößt so der ein oder andere auf einen neuen Gedanken oder es hilft eine Entscheidung zu treffen, ob die Gesprächstherapie ein Faktor zur Verbesserung sein könnte.
Ich habe beim Thema Der Weg zur Gesprächstherapie bereits einen Beitrag für das Pro und Contra einer Therapie geschrieben, dieser Beitrag befasst sich allerdings mit den Aspekten.

Ich beschränke mich hier auf die von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlten Leistungen und diese wären:

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Es wird der Fokus auf die aktuelle Problemsituation gelegt, da angenommen wird, dass es einen inneren Konflikt gibt, der durch Gespräche aufgedröselt werden kann. Zwar wird in dieser Form immer wieder Bezug auf die Vergangenheit genommen, da diese als Ursache für die aktuelle Problematik angesehen wird, jedoch bleibt es zeitlich und von der Tiefe her bei den Gegenwarts-Problemen. Der Therapeut gestaltet die Gespräche aktiver und lenkt sie auf die Hintergründe und Bereiche die immer wieder vorkommen oder als Ursprung angesehen werden.
-> Fokus auf das Jetzt mit Bezug auf die Vergangenheit // aktiver Therapeut - passiver Betroffener

Analytische Psychotherapie
Hier ist der Blickpunkt auf die länger zurückliegende Vergangenheit gerichtet und verdrängte Konflikte werden versucht dem Betroffenen bewusst zu machen. Die Zusammenhänge zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind hier besonders relevant, da so selbstständig Lösungsstrategien entwickelt werden können. Es wird auch hier angenommen, dass die inneren Konflikte oder Traumata nicht bewältigte Entwicklungsschritte Inne haben und der Therapeut ist eher eine passivere Figur in der Therapie. Die Stunden verlaufen relativ offen und der Betroffen kann frei und ohne vorsichtige Lenkung wie in der tief.ps. PT auch durch Assoziationen sprechen.
-> Fokus auf die Vergangenheit mit Bezug auf das Jetzt // passiver Therapeut - aktiver Betroffener

Verhaltenstherapie
Die aktuelle Lebenssituation und Geschichte wird analysiert. Es wird durch aktives Bearbeiten, seitens des Therapeuten, die Handlung des Betroffenen auf das Verhalten gelegt. Was wird jetzt benötigt, damit die Problembereiche oder schwierigen Situationen im Alltag erleichternd überstanden werden können. Das Selbstvertrauen wird damit gestärkt und Ängste aktiv abgebaut. Gemeinsam wird an Lösungsmodellen gearbeitet und besprochen wie man diese optimieren kann um aktuelle Geschehnisse zu analysieren.
-> Fokus auf das Jetzt // aktiver Therapeut - aktiver Betroffener

Es kommt immer auf die Problematik an, welche Gesprächstherapie tatsächlich Sinn macht. Für manche ist die Vergangenheit nicht ganz so relevant, sondern das aktive Bearbeiten der Gegenwartsproblematik, für andere ist der Blick auf die Vergangenheit besonders wichtig und wieder andere können mit keinem der Arten etwas anfangen. Auch die "Schwere" der Problematik ist wichtig, Gruppentherapien in Kliniken bringen manchen mehr als die Einzelgespräche, wieder andere brauchen eine Betroffenen-Selbsthilfegruppe um stabil durch den Alltag zu gehen.

Trotzdem ist die Gesprächstherapie nicht das nonplusultra für Betroffene und leider ist der Weg zu anderen Therapiearten steinig und teils kostenintensiv, da nicht alles von den KK übernommen wird oder nur mit Mühe vorgestreckt werden muss um am Ende ggf. durch den Fonds oder andere Unterstützungsangebote eine Rückzahlung zu erhalten.
Auch ist es wichtig zu sagen, dass die Gesprächstherapie schlicht nicht jedem hilft und der Zugang zu Lösungen bei manchen Menschen durch Körpertherapien oder ganz anderen Ansatzpunkten (Delfintherapie, Körperarbeit mit "virtuellen" Delfinen, Natur&Tier hilft dir, erlebnispädagogische Therapien etc.) sehr viel effektiver geleistet werden kann. Das Problem ist hierbei meistens das Nicht-Wissen um solche Möglichkeiten und der "Hammer" von oben, dass Gesprächstherapie eben helfen MUSS. Es muss gar nichts - dies mal so am Rande gesagt.

Manchmal helfen auch Betroffenen-Aussagen ein wenig mehr seine eigene Kompassnadel neu zu justieren, daher nun:

Forenmitglieder sagen zum Thema Gesprächstherapiesinn folgendes:

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In der Klinik:

Eine Therapeutin die mich sieht, die mir ganz viel Raum gibt den ich mir so draußen nicht geben kann und wo all das was sonst unterdrückt wird sein kann. Sie hilft beim aufdröseln von Situationen, hilft mir dabei Potential zu erkennen.
Ees hilft mit ihr über Dinge zu reden die ansonsten einfach unausgesprochen bleiben - und dann die Erfahrung zu machen das ich wirklich krasse Sätze und Dinge aussprechen kann und sie dann einfach schaut wie sie mir im Umgang damit helfen kann.
So ganz grundsätzlich ist sie für mich einfach wertvoll, weil sie meine Leistung wertschätzt und anerkennt wie anstrengend es ist.
Und gerade wenn es mal tiefer geht (sie hat beim letzten Mal sowas gesagt wie "na dann sind wir wohl jetzt an dem Punkt wo wir mal direkt ums Feuer tanzen" - hat mich aber nicht gedrängt.)
Sie war auch die erste Therapeutin bei der ich es bewusst zugelassen habe das es zu dissoziativen zuständen kommt und sie das mitbekommen durfte.

Ambulant:

Meine DBT-therapeutin ist für mich ein absoluter Glücksgriff, weil ich mich vom ersten Moment an bei ihr mit vielem gesehen und verstanden gefühlt habe und so vieles was ansonsten entweder verheimlicht, unterdrückt oder nur mit viel viel Scham rauskommt einfach "sein darf".
Sie hilft einfach dabei sozusagen in einem bestimmten Modus zu bleiben (oder in diesen immer wieder zurückzukommen) und es ist oftmals sehr spannend von ihr Feedback zu bekommen weil sie mich ja nun seit so langer Zeit und auch in einigen sehr schwierigen Phasen begleitet hat und ich einfach merke das eine ganz andere und nachhaltige Stabilität in mein Leben einkehrt seitdem und die Dinge sich wirklich anfangen zu verändern.

Ganz wichtig bei beiden für mich: sie begegnen mir mit Respekt und auf Augenhöhe und akzeptieren die Grenzen meines Systems.


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Meine Erfahrung ist: reden hilft mir nicht. Es ändert sich für mich dadurch nichts. Es stellt sich keine "Erleichterung" ein.

Jeder Thread hier im Forum ist im Prinzip brauchbarer. Und jede Therapiestunde macht im Zweifel ja wieder neue Probleme. Es fühlt sich für mich total falsch an (ich habe aber
auch keine "Beziehung" oder ähnliches). Das ist dann wohl keine brauchbare Antwort, oder ? Ich brauche irgendwas "Anderes", was auch immer das ist.

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 Also ich mache ja seit 3 Jahren eine Traumatherapie und die ist wirklich das Beste, was ich bisher in meinem "Therapieleben" gemacht habe. Jegliche Gespräche sind sehr hilfreich- sie können z.B.

- helfen zu sortieren, klären, die eigenen Wahrnehmung besser zu verstehen
- eigenen Schutzmechanismen auf die Spur zu kommen
- DIS besser zu verstehen und einen sinnvollen Umgang damit zu finden
- die Innenkommunikation zu verbessern
- Erfahrungen mit Vertrauen, Verständnis und Beständigkeit machen-
Erfahrung mit "Verstanden werde, akzeptiert werden" zu machen
- Innenpersonen kennenlernen- Hilfe beim Entdecken dieser Innenpersonen
- sichere Orte kreieren

...das fällt mir gerade spontan dazu ein...

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Für uns ist der Sinn der Therapie jetzt Traumaaufarbeitung, erleben von dem was geschehen ist, damit umgehen, die ANteile kennenzulernen, damit lernen umzugehen. Die Therapie ist ja ein Prozess und wir haben das Glück, dass wir eine Therapeutin haben, die sich ganz auf uns einlässt, was bedeutet, unsere Therapiestunden laufen etwas anders ab, als es die Schulen lehren. Ich weiss, es gibt wenige Therapeuten, die sich trauen, das so zu machen, da hatten wir Riesenglück.
Wir haben unsere Therapie allerdings auch fast in den Sand gesetzt, bevor es so weit sein konnte, dass wir jetzt das haben, was wir mit ihr haben.

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- bessere Wahrehmnung von UNS
- einen geschützten Raum haben, indem wir Viele sein dürfen
- wir "stückeln" dort viele Situationen zusammen und bekommen so erst ein einheitliches Bild
- wir erfahren Akzeptanz
- verbale Auseinandersetzung hilft bei Disso-Stops

Unsere Thera arbeitet jedoch nicht nur ausschließlich über Gesprächstherapie, sondern stößt auch ( wenn wir es denn wollen/zulassen würden) über Bewegung/Tanz/Gestaltung Prozesse an. Das alleinige rein kognitive führt bei uns zu nix

 

 

Liebe Grüße,

Linehme

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