(p)DIS und Zweifel
Wer mit der Diagnose (partielle) dissoziative Identitätsstörung konfrontiert ist, sie von einem versierten Arzt gesichert erhalten hat, wird sich höchstwahrscheinlich früher oder später mit dem großen Thema "Zweifel" ausseinandersetzen müssen oder tut dies bereits.
Zweifel an der Richtigkeit der Diagnose
Folgende Gedanken können immer wieder auftauchen und vielleicht sind sie dem ein oder anderen Betroffenen bekannt:
Ich glaube nicht, dass ich viele sein soll!
Die Diagnose ist falsch, ich habe keine Probleme.
Meine Probleme reichen gar nicht aus für so eine Diagnose.
Ich weiß gar nichts von traumatischen Situationen, meine Kindheit war schön / völlig normal mit normalen Up und Downs.
Mein Wahrnehmung hat nichts mit dem zu tun, was mir mein Therapeut mitteilt.
Ich habe lediglich normale Gedanken, das hat jeder Mensch.
Ich denke, dass ich schauspieler / ich imitiere die (p)DIS nur!
[...]
Zweifel-Phasen finden sich bei nahezu allen Betroffenen immer wieder. Bei manchen sind diese stärker ausgeprägt, bei anderen nur flüchtig.
Nach Steele, Boon und Van der Hart 2017 zweifeln fast alle Betroffene einer (p)DIS über lange Zeit oder auch zu gewissen Zeiten an der Diagnose.
Hinzu kommt noch die Problematik, dass mit den Zweifeln an der Diagnose auch ein in Frage stellen der eigenen Erinnerungen besteht.
Laut Gysi ist "das Fehlen von Zweifeln ein wichtiger Hinweis für eine imitierte DIS" [1].
Es gibt genauso Betroffene, welche (meist im Laufe langjähriger Therapie) nahezu keine Zweifel am bestehen der Diagnose (mehr) haben.
[1] "Diagnostik von Traumafolgestörungen - Multiaxiales Trauma-Dissoziations-Modell nach ICD-11" von Jan Gysi