Was bedeutet Helfernetzwerk / Helfernetz?

Ein Helfernetzwerk für Betroffene von (komplex) Traumatisierten ist ein Netzwerk aus wohlgesonnenen Menschen, Therapeuten und Anlaufstellen, die dem Betroffenen ein breites Spektrum an Unterstützung und Hilfe anbieten und diese auch wahrgenommen werden darf.

Im Idealfall laufen die Helfer-Fäden an einer Stelle zusammen, dies sollte möglichst die ambulante Psychotherapeutenkraft sein.
Warum? In der ambulanten Psychotherapie trifft man sich zu regelmäßigen Terminen, es werden ggf. stationäre Aufenthalte ausgemacht und besprochen, der aktuelle Stand ist dem Therapeuten bekannt und somit einschätzbar. Gerade bei komplex traumatisierten Menschen kann dies eine wertvolle Ressource sein, wenn das Netz einem Menschen bekannt ist und ggf. auch aktiviert werden kann.


Ein gut aufgestelltes Helfernetzwerk

Durch die Unterstützung und "Absicherung" in Notfallsituationen, kann zentriert psychotherapeutisch besser gearbeitet werden, das "Sicherheitsnetz" fängt auf, wo die Psychotherapie ihre Grenzen hat.
Auch die Aufdeckung vom parallelen Leben, neben dem "hochfunktionalen" Modus / Alltags-Team (bei Viele-Menschen) kann einen großen Schritt für das eigene Leben bedeuten.

Nicht selten werden Probleme, schwierige Situationen und Überforderung durch die funktionellen Anteile des Selbst überdeckt. Meistens kann erst nach einer langen Zeit des Vertrauensaufbaus das Parallelleben erkannt werden.

Wenn das Netzwerk engmaschig und gut eingeübt ist, können kritische Situationen (dissoziative Fugue, Zusammenbruch, destruktive Impulse etc.) ggf. bereits vorab abgefangen werden oder gut nachbetreut. Das Ganze gibt dem Menschen Beständigkeit und das so unglaublich benötigte Gefühl nach Sicherheit.

Welche Anlaufstellen sollte es für welche Situation geben?

Langzeit-Unterstützung

Eine anhaltende Unterstützung zur Stabilisierung, Nachbetreuung und Bearbeitung spezifischer Themen.

Beispiele:

Hausarzt (hilfreich bei psychosomatischen Beschwerden, ggf. Wundversorgung, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung etc.)
Therapeut / Psychiater / Ergotherapeut (Dauerhafte Begleitung)
Gesetzlicher Betreuer (Finanzkoordination, Behördengänge)
Psychiatrische Institutsambulanz (Vermeidung von klinischen Aufenthalten oder Nachbetreuung)
Intervalltherapie / Tageskliniken / Stationäre Aufenthalte (Gezielte Arbeit an Stabilität)
Nachbarschaftsvereine (Soziale Anker, regelmäßige Treffen bringen Struktur und Halt)
Private Helfer / Unterstützer (Freunde, PartnerIn, Familienangehörige können gezielt kontaktiert werden und das Selbstwertgefühl stärken)

Kurzzeit-Unterstützung
Soziale Netzwerke (Thematisch passende Gruppen, Foren, Blog-Freunde, Selbsthilfegruppen, Frauengruppen können aktuelle Problematiken entwirren, neue Ideen von anderen in der gleichen Situation geben Halt)
Schuldnerberatung
Begleiter bei Amtsgeschäften / Behörden und Co. (gesetzlicher Betreuer zum Beispiel, auch Helfer)

Notfall-Unterstützung
Notfallnummern (das Berta-Telefon, Seelsorgenummern, privater Notfallkontakt, die Nummern sollten in ruhigen Momenten rausgesucht und zusammengeschrieben werden)
Krisendienst (sofortige Hilfe bei akuten Krisen)
Frauenhaus/Männerhaus (ja auch für Männer gibt es Anlaufstellen, sehr viel weniger, aber es gibt sie!)

Wichtig ist es sich über so ein Netzwerk Gedanken zu machen, dies mit den betreffenden Stellen zu besprechen und die Fäden irgendwo zusammenlaufen zu lassen um eine bessere Koordination zu gewährleisten.
Hier gelangt ihr zur Linksammlung und Anlaufstellenübersicht: Helfernetz ausbauen

Linehme