1. Unsichtbare Herausforderungen

Es besteht ein großer Wunsch, die Diskrepanz zwischen funktionalem Äußeren und unsichtbaren inneren Schmerzen greifbarer zu machen.
Im Echo-Forum und auch im DIScord-Chat sprechen wir hier von "Die Diskrepanz zwischen Innen und Außen". Das Funktionieren trotz des inneren Schmerz ist eine unglaubliche Kraftanstrengung und bedarf viel Energie.
Auch der Bedarf an einer differenzierten Betrachtung der Betroffenen ist groß, da Standardlösungen oft nicht passend sind und mehrere Ebenen berücksichtigt werden müssen, ist groß.
Zum Beispiel: Höheres Psychotherapie-Kontingent, zusätzliche Stütze durch Ergo- und/oder Kunsttherapien, traumasensible Therapien, Fokussierung auf ambulante Stütze.

2. Zwischenmenschliche Dynamiken und Bindungstraumata

Ein oft fehlender Punkt ist die Darstellung der alltäglichen Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen, insbesondere im Hinblick auf unterschiedliche Bindungsverhalten und deren Auswirkungen. Besonders relevant ist hierbei das Thema hochfunktionale (p)DIS. Grundsätzlich wird (p)DIS als Traumafolgestörung betrachtet, die mit erheblichen alltäglichen Herausforderungen einhergeht.

3. Alltagserfahrungen und der Druck, "es richtig zu machen"

Viele Betroffene haben eine hohe Belastung durch das Gefühl, im Alltag nicht richtig handeln zu können. Auch die Komplexität und (Affekt-)Ketten von Verhaltensweisen, Zwang und Strafen in Bezug auf Bindungsthemen werden selten bis nie dargestellt.

4. Mangelnde Dokumentation des Alltags

Ganz grundsätzlich besteht ein großer Wunsch nach realistischen Darstellungen des Alltags von Berufstätigen mit (p)DIS, um die Einschränkungen im sozialen Kontakt und in zwischenmenschlichen Beziehungen zu zeigen.
Systemzusammenbrüche, Hilflosigkeit und großer Kummer bei den ständigen Herausforderungen im Alltag werden zu selten aufgeführt - sind sie jedoch ein häufiger Begleiter Betroffener.

5. Verwässerung von Begriffen

Ein mir besonders wichtiger Punkt ist das Thema der Verwässerung von Begriffen wie "Trauma", "Dissoziation" und "Trigger", wodurch die Ernsthaftigkeit der Themen verloren geht. Dies ist auch in der Bevölkerung ein beachtenswerter Punkt.
Entsprechend wächst die Frustration darüber, dass emotionale Reaktionen oft fälschlicherweise als Trigger identifiziert werden oder gesundes Vor-sich-hin-Träumen eine pathologische Dissoziation sei.

6. Wunsch nach echtem Kontakt und Abneigung gegen Online-Präsenz

Die Mehrzahl der Betroffenen hat aus vielerlei Gründen eine persönliche Abneigung gegen Online-Interaktionen; der Wunsch nach echtem Kontakt zu anderen Betroffenen ist jedoch stark ausgeprägt.
Jedoch in der richtigen Gestaltung, mit Sicherheitsvorkehrungen für die Betroffenen und einem achtsamen Umgang mit Daten, Informationen & Co., helfen Medienformate auch dieser Gruppe.

7. Ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte

Unter Betroffenen ist der Drang, nicht als jemand wahrgenommen zu werden, der "möglichst multiple" ist oder eine besonders schlimme Geschichte hat. Sondern eine ehrliche Anerkennung des alltäglichen Leids, mit dem alle Betroffenen der (p)DIS (welches die kPTBS aus meiner Sicht inkludiert) kämpfen.

Aus meiner Erfahrung zeigt sich, dass Betroffene ein starkes Bedürfnis nach einer realistischeren Darstellung der inneren und äußeren Herausforderungen von Menschen mit (p)DIS haben.
Die Herausforderungen sind oft komplex und vielschichtig, und die individuellen Erlebnisse sollten nicht auf eine vereinfachte Erzählung oder Stereotypen reduziert werden.

Liebe Grüße,
Linehme