Meine Frage an Betroffene von Systemen lautet: Hallo zusammen Auch ich lebe in einem System, jedoch stehe ich noch ganz am Anfang. Wie ist das mit stark psychisch erkrankten (zb. Depression) Anteilen welche bis vor kurzem einen grossen Teil unseres Lebens bestritten haben. Können diese wie gewisse traumatisierte Anteile im System beschützt und gepflegt werden um sie zu stärken oder müssen diese um Hilfe zu bekommen an der Therapie teilnehmen und im Alltag standhalten? Hat eventuell jemand eine solche Situation schon mal erlebt? Danke schon jetzt und liebe Grüsse Rahel

Antworten von Betroffenen der dissoziativen Identitätsstruktur:

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 Unsere alte Host hat ihren Job abgegeben als der Körper 25 war, da sie vollkommen überfordert war. Danach war sie fast nur noch innen und wurde dort von einem anderen Anteil versorgt. Sie hat Aufgaben innen übernommen wie sie konnte und es ihr gut tat. Heute kümmert sie sich öfter mit um die Kleinen.
Manchmal nimmt sie per Mail Kontakt zum Ergotherapeuten auf, aber immer nur so wie es ihr Wunsch ist. Ansonsten ist sie innen und dort entlastet. Nein, sie muss nicht mehr außen agieren, wenn sie das nicht möchte und sie muss auch nicht in die Therapiestunden kommen, wenn das nicht ihr Wunsch ist, aber sie darf. Wir haben innen mit ihr gearbeitet und sie unterstützt, so dass sie sich erholen konnte. 

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wenn jemand stark depressiv ist, kann er ja nicht am Alltag teilnehmen. Die bei uns früher das meiste im Alltag erledigt hat ist leider auch schwer erkrankt und liegt seitdem die überwiegende Zeit im Innen herum, weil es ihr so schlecht geht. Wir haben uns ihre Aufgaben so weit aufgeteilt, dass wir klarkommen, am Anfang war das recht schwierig, aber mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt. Wir versuchen sie eben zu entlasten und ihr irgendwie beizustehen, sie meint sie braucht Ruhe. Wir könnten sie gar nicht dazu bringen mehr zu leisten, weil es für sie einfach nicht geht. Ich denke aber schon, dass es besonders für sie wichtig ist in Therapie zu sein. Sie zeigt sich dort zwar kaum, aber ab und zu schon und ich weiß, dass alleine die Tatsache, dass sie dort sein darf und sich äußern könnte, wenn sie wollte, schon wichtig ist (müssen tut sie natürlich nicht und ich weiß auch nicht genau, wie viel sie von der Therapie tatsächlich mitbekommt...).
Ich würde das so sehen, wie mit anderen Menschen im Außen auch. Ein Teil, dem es schlecht geht, braucht Hilfe. Wir können die bis zu einem gewissen Grad geben, aber professionelle Helfer können wir auch nicht ersetzen. Für uns ist es auch psychisch entlastend zu wissen, dass die Therapeutin im Notfall intervenieren könnte, falls wir Hilfe benötigen würden und es ist auch angenehmer, wenn jemand mit "objektiverem Blick" die Sache im Auge behält.

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bei uns gibt es zwei Anteile, die den Alltag lange bestreiten mussten und schließlich aufgeben mussten aus diesen Gründen. Völlige Überforderung, Depression, Suizidalität schlussendlich. Wir konnten jemanden im System ausfindig machen, die sehr stark ist und diese Teile entlasten konnte und kann. Die anderen können nun versorgt werden. Sie nehmen nicht direkt an der Therapie teil, aber sind dort auch mal Thema, denn sie kommen durchaus immer noch mal "durch"; denn Überforderung ist ja etwas was auch im Verlaufe des weiteren Lebens, gerade mit dieser Diagnose durch kommt bei uns. Wenn sie es möchten, dürfen sie dort auch "da sein" und weinen .. z.B. wenn das erleichtert. Das ist aus meiner Erfahrung ein Weg, der sich auch von innen heraus von alleine findet. Das ist sicher sehr individuell.

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Huhu Rahel :)
Ich glaube diese hoch emotionalen Anteile, die so viel Schwieriges ertragen und aushalten müssen, benötigen besonders viel Zuwendung, aber in dem Maße, wie es aushaltbar ist. Manchmal bringen kleine Gesten schon etwas, vielleicht braucht es auch einen Vertrauten im Innen, der sich etwas mit ihnen anhaltend ausseinandersetzt.
Ich denke es macht Sinn, ihre Problematik in der Therapie anzusprechen, jedoch müssen sie dafür nicht vorne sein, sondern meist wirkt so etwas im Innen auch ohne das direkte Gespräch.
Ich glaube auch, dass die Traumatisierten eine ander Kommunikationsform brauchen und die muss man erstmal finden. Man kann mit so vielen Dingen und Ideen Kontakt aufbauen, vielleicht braucht jeder etwas anderes.
Seit es in Ordnung ist, zu trauern, zu betrauern und das auch so lange es nötig ist, seitdem geht es etwas besser.
Zuwenden und genau darauf "hören", was gerade gebraucht wird oder was helfen kann. Neugierig auch Dinge ausprobieren, gerade wenn Ideen von anderen Betroffenen kommen, das hilft mir.

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