Hallo an Alle  Mich würde mal interessieren, wie Außenstehende bei euch Wechsel wahrnehmen. Natürlich vor allem solche, die von eurer DIS wissen - bei allen Anderen wäre es ja leider etwas schwer, das zu erfragen  Ich selbst kann das bei mir/uns ganz schwer einschätzen.

Ein nahestehender Mensch, der von der DIS weiß, meinte mal, er merkt das häufig bei uns, dass da plötzlich wer anders da ist - er dann aber nicht genau weiß, wer. Das hat mich verwundert, da ich dachte, immer sehr "durchgängig" aufzutreten.

Ein bisschen hat es mir auch Angst gemacht, da ich nicht weiß, wie es bei anderen Leuten ist, die nichts von meiner DIS wissen. Also es gibt bspw. Freunde, denen wir sehr vertrauen und wo definitiv auch einige von uns da sein können, aber die eben nicht wissen, dass ich/wir eine DIS habe/n. Die sind oft verwundert, wie unterschiedlich "ich" sein kann, aber sie kennen mich halt so und akzeptieren das.

Wie ist das bei euch? Hat euch jemand mal beschrieben, wie er das als Außenstehender wahrnimmt? Danke schonmal für die Antwort 
Liebe Grüße MarIs

 

Antworten von Betroffenen der dissoziativen Identitätsstruktur:

~~~

 Hallo Maris,

tatsächlich ist es so das wir das schon mehrere Leute gefragt haben. Bei einem Wechsel in Kindanteile ist es sehr offensichtlich, da sich das Verhalten die Mimik, die Sprechweise, aber auch die Stimme komplett verändern.
Ich+ vermute die Frage zielt aber mehr auf Wechsel zwischen erwachsenen Anteilen ab.
Bei uns ändert sich anscheinend die Körperhaltung, aber auch die Mimik je nach Anteil. Einige haben auch gesagt das die Gesichtszüge anders sind, also mal härter und kantiger und dann wieder weicher.
Ansonsten ist die Art wie wir uns ausdrücken teilweise sehr unterschiedlich und einige Anteile sprechen noch wie es in der Gegend in der wir aufgewachsen sind üblich ist und andere haben sich da komplett der jetzigen Wohngegend angepasst. Auch die Stimme an sich ist unterschiedlich.
Einige Leute in unserem Umfeld erkennen tatsächlich allein anhand der Körperhaltung und Mimik, wer gerade vorne ist, bzw. können es auf einige wenige Anteile eingrenzen und wissen es sicher wenn wir sprechen.

Tatsächlich ist es so das auch wir Wechsel bei anderen Systemen anhand der Gesichtszüge erkennen.

LG

~~~

Bei uns wird bei Wechseln oft gesagt das man uns so nicht kennen würde, als ob wir jemand anderes sein würden. Wenn es geht zeigen wir eher nichts von uns.

~~~

wenn aus... "was hälst du von der idee das wir den vorhang zu machen zum höhle machen" einfach nur

"machen höhle machen machen" mit fast überschlagender stimme wird - dann ist zb klar das da gerade einer der kleinen die stimmbänder hat ;D

~~~

Ich hätte ja gern meinen Partner gefragt, aber das ist mir im Moment zu unangenehm darüber zu sprechen.
Daher sag ich einfachmal, wie ich als Betroffene andere Betroffene wahrnehme, wenn dem so ist:

Persönlich mach ich ganz viel über die Augen aus und die ganze Gesichtsmuskulatur.
Bspw.: Die Augen zucken plötzlich und das gerade besprochene Thema ist passé und man redet über was komplett anderes.
Muskelzuckungen am Mund und an den Wangen, auch irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich bei den Betroffenen die ich kennengelernt habe ein Auge (von mir aus gesehen fast immer das rechte, also das linke Auge des Menschen) anders aussieht, als wäre ein Auge normal fokussiert und das andere irgendwie versetzt, man ist das schwer zu beschreiben, aber das fällt mir immer wieder auf, gerade auch wenn da Cobewusstsein besteht oder man spürt, dass da mehr "mitmischen" gerade. Ich kann es echt nicht gut beschreiben, aber das ist für mich auffällig.

Die Stimme ändert sich manchmal nur in Nuancen, die sonst keiner wahrnimmt oder auch ganz deutlich (ja Kids sprechen tonal ganz anders, sind am auffälligsten) höher oder tiefer, weicher oder härter. Aber anders als bei anderen nicht Viele-Menschen, ich hab das sehr oft abgeglichen, immer und immer wieder festgestellt, dieses Spektrum an Sprach-Tönen kenne ich nur von Hochdissoziativen.

Bei mir selbst und oder was rückgemeldet wurde, ist das soweit ich das richtig beurteilen kann:
Haltung des Körpers ändert sich, von schlacksig zu steif und oder extrem selbstbewusster Stand, mein rechtes Auge ist irgendwie anders (gleiches Problem beim Beschreiben) als würde es absacken, fühlt sich komisch an. Sehr schnelle Augenbewegungen oder starren, starkes tiefes Atmen und plötzlich "da" sein.
Je nach Orientierung hat man dann auch mal ein verängstigtes Ding plötzlich vor der Nase, das nicht weiß wo es gerade ist. Das kommt mittlerweile nicht mehr häufig vor.

Die Sprache ändert sich, es werden andere Worte gewählt, bei einem Teil auch ein Dialekt gesprochen, den ich nicht kann und auch grundlegend nicht verstehe (mein Hirn blockt alles mit Dialekt ab aus bestimmten Gründen).

~~~

Meistens merken es Außenstehende optisch gar nicht, außer ein sehr selbstbewusster oder sehr wütender Anteil übernimmt die Kontrolle. Es werden manchmal starke Stimmungsänderungen wahrgenommen, wenn sehr konträre Anteile wechseln. Von entspannt auf hochaggressiv (bei Triggern) oder unemotional auf depressiv/suizidal beispielsweise. Das kommt aber eher selten vor. Einer Freundin fällt auf, dass wir zu bestimmten Themen sehr unterschiedliche Meinungen haben. Da merkt man den Wechsel dann an den Gesprächsinhalten, aber optisch eher nicht, denke ich.
In der Therapie ist es anders. Da kann man uns normalerweise auch an der Stimme etc. unterscheiden, aber so "authentisch" verhalten wir uns im Alltag nicht, da bleiben wir sehr angepasst.

~~~

Liebe Marlis,

bei den allermeisten Betroffenen einer diagnostizierten (p)DIS ist es eher so, dass die Veränderungen im Innen, nicht im außen sichtbar sind oder nur für Menschen erkennbar sind, die sich mit dem Betroffenen gut auskennen.
Das macht auch hochgradig Sinn, denn Betroffene versuchen nahezu immer nicht "auffällig zu sein", sich gut in die Umgebung anzupassen und möglichst nicht in eine schambesetzt Lage zu kommen.
Auch "wer" da genau vor einem steht, ist eher in seltenen Fällen möglich und auch dann meist nur, wenn das Gegenüber das Vertrauen des Betroffenen hat und die dissoziative Identitätsstruktur gut kennt.

Die meisten Aussenstehenden, nehmen den Menschen (wenn ein Anteil in die Exekutive wechselt, auch das ist nicht bei allen Betroffenen in der Art der Fall) als vielleicht etwas "schrullig" oder "sehr verspielt" wahr. Wenn überhaupt, viele machen sich darüber gar keine Gedanken oder haben nicht die feinen Antennen in der Richtung ausgeprägt. Betroffene untereinander haben durchaus mehr die Möglichkeit die Anzeichen zu deuten, schlicht weil die Symptome bekannt sind von einem selbst.

Ein Angehöriger kann irgendwann ebenfalls auf die Anzeichen achten, wobei auch dann nie ganz klar sein kann welcher Anteil gerade sich sichtbar gemacht hat, denn oftmals sind mehr Anteile gleichzeitig präsent oder es lässt sich nicht so stark voneinander unterscheiden.
Das wichtige ist, dass man den Menschen so nimmt "wie er gerade ist" und weniger die Aufmerksamkeit auf das Erkennen und Deuten lenkt.
Je nach Anteil, besonders auch bei Kinds-Anteilen, kann das doch recht gut erkannt werden, besonders, wenn man um die Diagnose weiß.

Konsens: Betroffene untereinander nehmen Anzeichen oftmals recht gut wahr, Außenstehende nur unter bestimmten Bedinungen.

Liebe Grüße,
Linehme

 

weitere Antworten folgen!

Resilienz: Wer (Anteile?) oder was hilft mit, um emotional stark zu bleiben?

am 15.05.2024
19:00 h
Themen-Quatsch im Chat für Betroffene Der Themen-Quatsch ist für spezifische & niederschwellige [p]DIS Themen gedacht.   Hier wollen wir un…

✨ Gefühlsrunde: Umgang mit Unsicherheit?

am 30.05.2024
19:00 h
Themen-Quatsch im Chat für Betroffene Der Themen-Quatsch ist für spezifische & niederschwellige [p]DIS Themen gedacht.   Hier wollen wir un…

🍂 Letzte Weblinks