Antworten von Betroffenen der dissoziativen Identitätsstruktur:
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Hallo nichtwissende,
finde die Frage ganz verständlich formuliert, oder zumindest kann ich etwas damit anfangen.
Bei mir+ ist das unterschiedlich gewesen. Es gab Wechsel von Jüngeren nach vorne, die mir erst im nachhinein klar wurden. z.B. weil etwas getriggert hatte in der Therapie. Das war am Anfang, wo es auch noch wenig Innenkommunikation gab. Und da war es auch so, das keine Orientierung möglich war, der Theramensch nicht bekannt war für kurze Momente, bis wieder eine gewisse Beruhigung einkehrte und damit auch wieder Orientierung möglich war.
Später hat sich das oft anders dargestellt, durch wachsende Innenkommunikation. Da war es dann so, dass der Therapeutenmensch schon bekannt war über andere und durch beobachten. (würde das spontan als aus der 2. oder 3. Reihe beobachten beschreiben) Und da ging es dann darum sich zeigen zu wollen, also ein Innenteil wollte direkten Kontakt zum Therapeutenmensch.
Die Zeit, in der mir nicht klar war, bin ich das oder ein jüngerer Teil hatte ich auch, das war noch vorher, und auch sehr verwirrend. Für mich+ alles etwas klarer (nicht unbedingt leichter) geworden, seit einzelne Teile konkreter bekannt sind. Will sagen, die Innenkommunikation ist für mich+ enorm wichtig.
Wie merke ich das ich da bin? Naja dann spreche ich von mir, und den anderen. Und wenn ein Innenteil vorne ist? Dann spricht diese*r von sich als ich und die anderen :lol:
Den Wechsel merke ich manchmal nicht, manchmal daran, das ich gar nicht will dass jemand anderes vorkommt, es sich aber nicht verhindern lässt. Plopp da. Das ist sehr unterschiedlich und bei mir+ auch sehr davon abhängig in welchem Umfeld ich mich bewege.
Hoffe das war nicht zu lang und verständlich. Es beschreibt auch nur wie es für mich+ im Moment ist. Andere haben da eigene Worte für.
Alles gute
ps. ich mach es einfach so, wenn ich raus will, komm ich vor. ohne grosses tamtam oder fragen. manchmal auch leider unpassend
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"Wie merkt ihr, dass ein Wechsel stattgefunden hat..."
Wenn ich noch irgendwie dabei bin, krige ich mit, dass ich plötzlich mich ganz anders verhalte, anders rede und nicht mehr eingreifen kann. Ich derealisiere und depersonalisiere. Oder man teilt es mir mit, wo ich in der Zeit bin - keine Ahnung.
"und wie ist es für den/die anderen inneren Anteil(e), wenn er/sie in den Vordergrund kommt/en, kennt er/sie dann die Person, mit der sich der erste innere Anteil unterhalten hat oder ist er/sie überrascht über die Person, die da gerade ist?"
Nein meistens nicht, bspw. bei meinem Mann war es zu Beginn so, dass einige Anteile ganz fürchterlich verwirrt waren und ständig gefragt haben wo sie sind wer er ist und warum man nicht zu hause ist. das war fürchterlich, kommt aber mittlerweile selten vor.
Jetzt ist es so, dass ich schon lange an ein und dem selben Platz lebe, ich habe zu Beginn immer wieder in mich reinerzählt, wenn da Fragen kamen, was das hier sei. Ich denke, daher ist das etwas bekannter.
Traumaanteile sind nie orientiert und kennen glaub ich nie wen, obwohl einmal erzählte mein Mann, dass ein Teil ihn doch erkannt hätte in einer Situation, aber ich weiß fast nichts davon.
"Also, wenn ihr z.B. bei der Therapie seid und plötzlich kommt ein anderer Anteil in den Vordergrund, erkennt er euren Therapeuten? "
Ich hatte das nur einmal ganz offensichtlich, als ein Kindsanteil vor der Therapeutin saß und das war für alle Seiten die totale Verwirrung.
Seitdem habe ich sehr darauf geachtet, dass möglichst nur Alltagsanteile oder orientierte in der Therapie sind. Hat geklappt zu meinem Glück.
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"Wie merkt ihr, dass ein Wechsel stattgefunden hat"
Ich merke es teilweise daran, dass ich mich frage, was ich eigentlich tue und wieso und ich doch eigentlich xy wollte/sollte oder so. Und während ich darüber noch nachdenke, geht die Aktivität weiter. Das ist die Variante, wo ich im Co lande. Und wenn ich ganz vor falle, kann ich dann innehalten und erstmal überlegen, was grad los ist. Sofern ich es bewusst checke. Ganz oft ist es hier so, dass automatisch noch oberflächlich weiter gehandelt wird und dann orientiert man sich neu.
"und wie ist es für den/die anderen inneren Anteil(e), wenn er/sie in den Vordergrund kommt/en, kennt er/sie dann die Person, mit der sich der erste innere Anteil unterhalten hat oder ist er/sie überrascht über die Person, die da gerade ist?"
Kommt drauf an. Wir wechseln meistens zwischen Anteilen, die zumindest so ein grobes Wissen haben, wer die relevanten Personen/Orte sind oder die von einer Beobachterin zumindest das wichtigste schnell übernehmen können. So ein bisschen als würden bei Wechseln ein bisschen Wissen um die Situation oder die letzten paar Sekunden/Minuten weiter gegeben werden? Nur wenn es grad kriselt kann es passieren, dass jemand vorn landet, der/die keine Ahnung hat.
"Also, wenn ihr z.B. bei der Therapie seid und plötzlich kommt ein anderer Anteil in den Vordergrund, erkennt er euren Therapeuten?"
Ähnlich wie im Alltag, aber es passiert öfter, dass jemand raus wechselt, der die Therapeutin nicht kennt. Hier würde aber kaum jemand fragen, sondern möglichst unauffällig versuchen selbst rauszufinden, was Sache ist.
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Ich schließe mich dem an.
Im schlechtesten Fall merke ich, dass ein Wechsel war, wenn ich wieder da bin und bemerke, dass ich weg war. Ansonsten kenne ich das auch, dass ich mich wundere was da passiert und während ich versuche zu verstehen, was gemacht wird, geht es weiter. Da bin ich dann cobewusst, kann aber nicht eingreifen. Oder ich hab eben noch die letzten paar Wörter eines Gesprächs im Ohr und weiß, dass ich jetzt da weitermachen soll, muss mich aber davor kurz ein bisschen orientieren. Da weiß ich aber auch, dass ich jetzt da bin und kein anderer. Mich selbst mit einem Kind verwechselt hab ich noch nie :hm , ich weiß schon immer, dass ich ich bin.
Deine Frage verstehe ich so, als müsste ich (als Anteil A) überlegen, wer von den anderen gerade vorne ist (B oder C). Überlegen kann ich nur, wenn ich cobewusst bin, sonst bekomm ich das gar nicht mit. Wenn ich es bemerke, weiß ich meistens wer vorne ist bzw. kann es mir denken. Kinder und Erwachsene verwechseln wir hier nicht, weil sich Kinder ganz anders verhalten.
Verwirrend kann es aber sein, wenn ich vorne bin und sich irgendetwas vermischt. Dann weiß ich gar nicht mehr wer ich bin, nur, dass ich nicht die anderen bin. Aber woran das genau liegt weiß ich nicht.
"und wie ist es für den/die anderen inneren Anteil(e), wenn er/sie in den Vordergrund kommt/en, kennt er/sie dann die Person, mit der sich der erste innere Anteil unterhalten hat oder ist er/sie überrascht über die Person, die da gerade ist?"
Wenn ich die Person bereits kenne, weiß ich wer das ist. Wenn ich sie noch nicht kennen gelernt hab, weiß ich es nicht. Dann versuch ich aus dem Gespräch und der Umgebung zu schließen, wer das sein könnte. Man merkt meistens zumindest an der Art wie jemand spricht, ob es sich um eine Person handelt, die uns gut kennt oder eher oberflächlich und dann überlege ich eben, wo wir der begegnet sein könnten.
"Also, wenn ihr z.B. bei der Therapie seid und plötzlich kommt ein anderer Anteil in den Vordergrund, erkennt er euren Therapeuten?"
MIttlerweile ja, beim ersten Mal hat sich die Therapeutin immer neu vorgestellt, wenn jemand gefragt hat.
Liebe Grüße
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