Hallo! Meine Frage an euch Betroffene ist: Woher weiß ich, dass ich Viele bin, wenn ich keine Bestätigung von Innen (z.B. Innenperson stellt sich vor) oder Außen (der eigentlich sehr gute Therapeut lehnt Diagnosen generell ab) bekomme? Mich macht das verrückt. Ich kenne alle Symptome, Blackouts sind aber extrem selten (nur extremer Stress) und nur kurz (15 min), währenddessen handle ich und spreche. Und ich denke viel Zeug was manchmal total ohne Kontext ist und keinen Sinn macht. gefühlt denke ich auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig. Aber Stimmen sind es nicht und schon gar nicht jüngere oder ältere stimmen.

Antworten von Betroffenen der dissoziativen Identitätsstruktur:

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mir ist nicht klar ob die symptome aus eigenem erleben bekannt sind oder im sinne von "mal drüber gelesen, von gehört".

gibt es eine oder mehrere diagnosen die auf erlebnisse schließen lassen die ein viele-sein begünstigen können?

das buch "traumabedingte dissoziation bewältigen und den blog https://distanzblog.wordpress.com empfehlen, schauen ob da vieles bekannt vorkommt.

kurze blackouts kenn ich auch von menschen die "nur" mit derealisation und depersonalisierung bzw. mit "klassischen" dissoziativen zuständen zu tun haben...

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es gibt ja auch die Möglichkeit, die Diagnostik von jemanden anderen machen zu lassen, sei es eine Klinik oder eine PIA. Es gibt ja diverse Tests in dem Bereich. Natürlich sollte sich der/diejenige auch gut damit auskennen. vielleicht mal bei Vielfalt.info nach Adressen fragen?

Wenn man sich nicht als viele erlebt oder andere in sich wahrnimmt und auch im Alltag keine "seltsamen Ereignisse" auftauchen i.S.v. "häh? das war ich nicht, das hab ich nicht gemacht" - dann würde sich anders herum für uns die Frage stellen: warum glaubst du, dass du Viele bist?
kurze Aussetzer, chaos im Kopf - dafür kann es viele Erklärungen geben..

eine andere Möglichkeit wäre, einfach ohne Diagnostik an den Symptomen zu arbeiten bzw. an dem, was Problem macht. Die Diagnose ist letztlich nur eine fachliche Bezeichnung, das eigene Erleben ist ja das Zentrale. Oder wie unser Therapeut auch gern sagte: Diagnosen sind Namen für unbekannte Landschaften.

Die kannst du ja auch erstmal erkunden, ohne dem einen Namen zu geben und umso mehr du darüber erfährst mit der Zeit, umso leichter ist es einzuordnen :)

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 Ich glaub, es ist sehr schwierig, dass wirklich ganz sicher für sich selbst festzustellen, ob es eine DIS ist oder ähnliches. Nicht unmöglich, aber knifflig und der Versuch kann natürlich auch schnell ganz ganz viel Druck machen. Ich finde es sehr schade, dass der Therapeut Diagnosen so krass ablehnend gegenüber steht?! Eine Möglichkeit wäre vielleicht nochmal darüber zu reden. Ich kann nämlich gut verstehen, dass es super verwirrend ist, da keinen Begriff und keine Anerkennung zu bekommen, wenn man es für sich möchte und braucht.

Was auf jeden Fall möglich ist zu sagen: das und das an Symptom ist da, dieses und jenes Erleben habe ich, hier Belastung, da Problem und da dafür Umgang finden. Wenn das Sachen sind, die oft in DIS-Bereichen besprochen werden, dann schau da gern nach. Das "traumabedingte Dissoziation bewältigen" wurde ja schon erwähnt, ich mag noch Dis-sos.com empfehlen für viele Selbsthilfeidee und Informationen. Ich mein.. entweder hilfts oder nicht, ganz platt gesagt. Wenn Anteil-Arbeit hilft, ist das ja schonmal wie ein Beweis, dass es auf jeden Fall Anteile gibt - und wie eigenständig und elaboriert sie sind, zeigt sich vielleicht mit der Zeit.
Kann mir auch gut vorstellen, dass es DIS-Communitys gibt, die gerne helfen, wenn du dazu stößt und einfach offen sagst: ich weiß nicht, ob ich die Diagnose habe, aber ich erlebe vieles was ihr auch erlebt, was hilft euch denn?
Keine voll befriedigende Antwort, fürchte ich. Es ist leider wirklich nicht so einfach. *seufz* Aber ich verstehe den Wunsch einen Namen, eine Diagnose zu haben.

Liebe Grüße :)

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Diagnosen haben Vorteile und haben Nachteile.

Man kann auch eine gute umfassende Diagnostik (optimalerweise nach ICD 11 = aktueller Stand-Sichtweise der Fachwelt) machen lassen, ohne daß man die Diagnose dann den anderen erzählt (oder eventuell nur sehr sehr vertrauenswürdigen Menschen). Das Institut bzw. der-die Thera, die das macht, sollte sich aber wirklich gut mit dem ganzen Spektrum von Traumafolgen und Dissoziationen auskennen, sich ausreichend Zeit nehmen und angemessen sehr behutsam vorgehen.

Bei uns haben sich die Anteile erst mit der Zeit gezeigt ... es gibt da oft nicht die eine oder andere schnelle Bestätigung ... aber mit Anteilearbeit (soweit diese schon machbar ist) tauchen immer mehr Puzzle-Teile an die Oberfläche ... aus der Summe der erlebten und auch erinnerten Erfahrungen wissen wir inzwischen, daß wir viele sind, es hat sich praktisch mit der Zeit sukzessive bestätigt.

Was uns sehr geholfen hat und was wir sehr empfehlen möchten ist das Buch (falls Ihr stabil genug dafür seid und wirklich schon gut auf euch achten könnt):
 Diagnostik von Traumafolgestörungen Multiaxiales Trauma-Dissoziations-Modell nach ICD-11  von Jan Gysi   

 

weitere Antworten folgen!

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Hallo Korena,

die Symptome, die du beschreibst sind nicht unbedingt DIS-spezifisch und könnten auch eine andere Ursache haben.
Vl kannst du deinen Therapeuten mal nach seiner Arbeitshypothese bezüglich Diagnose fragen? Er wird wohl eine Grundannahme haben, schließlich sollte die Therapie ja auch ein gewisses Ziel verfolgen.
Da du ihn als kompetent einschätzt wird er, wenn du+ mehrere bist, früher oder später andere Anteile bemerken, wenn sie sich in der Therapie zeigen.
Zu Hause könntest du vl in der Zwischenzeit darauf achten, ob du Gegenstände besitzt, deren Erwerb dir unbekannt ist oder einfach mal einen Zettel schreiben, irgendwo sichtbar anbringen und warten ob jemand zurückschreibt. Vl bist du auch plötzlich am Schreibtisch, obwohl du gerade gekocht hast. So kleine Dinge eben, die du aufschreiben und für dich sammeln kannst.
Im gesamten stellt sich aber die Frage was du dir von einer DIS-Diagnose erwartest? Was würde es für dich ändern zu wissen Viele zu sein? Ich würde vorschlagen einfach mal an deinen derzeitigen Schwierigkeiten zu arbeiten und zu schauen, wie es dir besser gehen kann bzw. sich Symptome reduzieren. Ob du Viele bist wird sich dann im Laufe der Zeit herauskristallisieren.
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit einer psychiatrischen Diagnostik. Allerdings weiß ich nicht ob es da ausreicht einen Einzeltermin wahrzunehmen. Das müsstest du dann erfragen.

Alles Gute

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