Missbrauch und die Fragen dannach
Missbrauch und die Fragen danach (und mit herzlichem Dank an J. aus dem alten Forum für die Antworten! Fragen wurden umgeschrieben.)
Wie kommt man mit dem Wissen um Missbrauch klar?
Wie man es tut weiß ich nicht, aber für mich gilt: radikale Akzeptanz und die muss ich immer wieder erneuern und lernen.
Was soll man schon groß tun können? Ich muss akzeptieren was gewesen ist, alles andere hilft nicht weiter. Zweifel helfen nicht, Fragen helfen nicht und so weiter.
Hier mal ein Auszug aus einer Abschlussarbeit:
Tanja Schmidt Abschlussarbeit psychologischer Berater
Der Weg zum Leben
Wichtig ist jedoch sich auf die Suche zu begeben und nicht
aufzugeben, bis man das richtige für sich selbst gefunden hat. Der
Weg lohnt sich. Man darf dem Täter die Chance nicht lassen, das
gesamte Leben der Überlebenden zu zerstören. Es ist schon so viel
kaputtgegangen an dem kleinen Kind.
Fand das ganz nett geschrieben und irgendwie gerade passend.
Man muss seinen eigenen Weg finden um damit zurecht zu kommen.
Die Erinnerungen des Traumatas stellen oftmals das ganze Leben in Frage. Wie kann man damit klarkommen lernen?
Auch wohl wieder radikale Akzeptanz oder die Beweise sich vor Augen halten.
Symptome sind da, genügend Erinnerungen bei euch ebenso (also um zu verstehen woher die Symptome kommen)..
Wenn man sich seiner Erinnerungen an die Vergangenheit bewusst geworden ist, wie soll man in die Zukunft blicken, wenn der Rückblick keine positiven Erinnerungen zulässt?
Ohh da täuscht du dich. Es gibt sie. Es gibt schöne Erinnerungen zu jeder Zeit. Aber die gilt es erstmal zu finden, da sie rein neurologisch schon mehr nach hinten gedrängt werden.
Auch in der extremen Gewalt gibt es ganz kleine winzige Momente die ein schöne Blitzen von Hoffnung gegeben haben.
Sei es ein kleiner Teddy der in der nähe lag und Unterstützung gab, ein nettes Wort von einem Mitmenschen oder ähnliches.
Zum Beispiel erinnere ich mich bei mir, dass wir einmal etwas gezeichnet hatten und die Schwester (damals extrem tyrannisch zu uns und boshaft) einmal sagte "Wer hat das denn gemalt?! Das sieht ja klasse aus" Als ich sagte dass ich das war kamen gleich wieder Anfeindungen. Aber: der Moment "wow ich werde gelobt!" bleibt im Kopf, wenn auch gleich dannach wieder zerschoßen.
Also es gibt sie schon die kleinen Momente aber an die muß man sich erstmal wieder erinnern lernen.
Wir Betroffene definieren uns oftmals mit dem an Traumata wie wir es erlebt haben, oder?
Dann würde es ja heißen "ich bin missbrauch" und das stimmt ja nicht.
Ich bin viel mehr, wir sind viel mehr und der Missbrauch ist ein Teil von uns. Aber er macht uns nicht aus.
Was macht euch aus? Was definiert euch?
Begabung zu schreiben, sich auszudrücken, die Fähigkeit viel aushalten zu können und extrem kreativ zu sein. Sowas macht euch aus, nicht der Missbrauch.
Werden Menschen nicht zu dem was sie in der Gegenwart sind, durch das was sie erlebt haben?
Klar prägt einen das, aber wie oben: das macht einen ja nicht aus.
Und das schöne: Man entwickelt sich immer und stetig weiter!
Dinge die einem nicht gefallen kann man wenn auch mühsam wieder umspielen, man kann sich trainieren auf die Schönen Dinge den Fokus zu haben etc.
Was ist das postive was ich aus dem Missbrauch mitgenommen habe? Klingt erstmal Banane.
Aber:
Durch das was ich erlebt habe und erleben mußte wurde ich
• kreativer mit Problemen umzugehen (dissoziation ist nicht immer was schlechtes)
• extrem empathisch (kann man super positiv nützen)
• sehr wachsam für meien Umwelt (ich sehe Dinge viel früher als andere)
• sehr einfühlsam (ich kann mitschwingen in einem Maß was andere nicht können)
etcpp
Gibt es noch irgend etwas liebenswertes an mir, wenn ich nichts liebevolles in der Vergangenheit erlebt habe?
Na logo!
Überleg mal, wie geht ihr mit Freunden oder Menschen um denen es gerade schlecht geht?
Tröstet ihr sie so wie ihr es damals gebraucht hättet?
Unterstützt ihr mit hoffnungsvollen Worten?
Achtet ihr nicht besonders auf eure Mitmenschen (positiv gemeint)?
usw. alleine das sind sehr viele Beispiele die es euch wert machen geliebt zu werden.
Du bist ein liebenswerter Mensch, der es WERT ist geliebt zu werden.
Als abschließenden Satz.
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Herzlichen Dank!