Wer von Euch hatte auch als - jahrelange - Fehldiagnose eine Borderline-Persönlichkeitsstörung und wie erging es Euch damit?

 

Antworten von Betroffenen der dissoziativen Identitätsstruktur:

 

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Liebe(r) Jesse,
in sehr vielen Fällen habe ich erlebt, dass vor der dissoziativen Identitätsstörung eine ganze Latte an Diagnosen gestellt wurde.
Diagnosen aus dem Schizophrenie-Spektrum, (emotional instabile) Persönlichkeitsstörungen, Dysthemie, Autismus-Spektrums-Störungen und andere.
Das bedeutet nicht, dass eine dieser Diagnosen komorbid (also parallel zur (p)DIS) zutreffen können, oftmals wird jedoch zu wenig auf dissoziative Störungen geachtet.

Es gibt viele Gründe, warum es lange dauern kann, bis auf die Symptome geachtet wird, einerseits sind Betroffene einer (p)DIS darauf geeicht nicht aufzufallen,
andererseits gibt es dissoazitive Amnesien, also Erinnerungslücken, von denen die Betroffene nicht wissen, dass sie überhaupt existieren.

Und natürlich sind die Diagnostiker / auch Traumatherapeuten oftmals im Bereich der Dissoziation zu wenig ausgebildet oder haben sich nicht weitergebildet.
Zusätzlich ist es nicht einfach die DIS-Diagnose zu stellen, das benötigt viel Vorwissen und fundierte Kenntnisse im Bereich der Traumafolgestörungen.

Ein Problem mit der Fokussierung der "Borderline-Diagnose" ist, dass man als Betroffene schlecht da wieder rauskommt. Die typischen Therapieformen wirken schlecht,
wirken nicht wie es angedacht ist und am Ende sehen sich Betroffene mit mehr Problemen konfrontiert.

Liebe Grüße,
Linehme

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Hallo Jesse,
aus meiner Erfahrung ist es furchtbar frustrierend, mit der DIagnose Borderline. Es wird immer wieder auf Skills verwiesen; Starke Emotionen sollen *weggeskillt* werden - dabei handelt es sich aber - in meinem Fall war es so - letztendlich um Innenpersonen, die auf sich aufmerksam machen wollen, reagieren auf Außenzeize, Schutz brauchen, noch mehr und immer mehr Druck machen von innen, weil sie nicht gesehen werden.

Ganz besonders schlimme Erfahrungen und auch Beobachtungen bei anderen Patienten habe ich in der allgemeinen Psychiatrie gemacht. Das Personal *nimmt* diese DIagnose gern an, denn *Borderliner* kann man einfach schnell mal wegschicken mit einem Ball in der Hand oder was da gerade zur Hand ist und Patienten werden mit schlimmer innerer Not allein gelassen.

Die Frage ist, wie kann man dafür sorgen, wenn man sich davon betroffen fühlt, dass jemand, ein Arzt/Therapeut o. a. genauer hinschaut?
Sich darauf einlässt, weiter nachzufragen, was kann man machen, wenn jemand selbst gar nicht weiss, dass er/sie eine DIS hat?

Vielleicht haben andere Forenmitglieder darauf Antworten. Ich für mich kann sagen - es brauchte eine Begegnung mit einer Helferperson, die ausreichend Empathie mitbringt, Geduld und ein echtes Interesse daran, dem Gegenüber zu helfen.

Liebe Grüße

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Für mich war es keine Fehldiagnose, sondern sie hat durchaus gepasst. Bei meiner alten Therapeutin habe ich beide Diagnosen gehabt, also Borderline & DIS und zusammen ergab mein Symptomcluster irgendwie auch Sinn.

Mein letzter Traumatherapeut hat mir kein Borderline mehr auf den Zettel geschrieben, ich denke auch, dass dies fast kein Thema mehr ist, also so, dass man die Diagnose noch stellen würde.

Persönlich denke ich, dass es ein Anteil gab / gibt, zu dem diese Diagnose schlicht gepasst hat, aber dies eben nicht immer sichtbar war, also jenachdem Anteil da oder nicht.
Den schlechten "Ruf" von Borderline kenne ich nur vom Hören-Sagen. Ich glaube es wird schnell miteinander verwechselt, also Borderline und DIS und auch die Möglichkeit nicht gesehen, dass beides beinander existieren kann.
Für mich war das damals keine Katastrophen-Diagnose, sondern ein passender Name für die Symptome teilweise. Blöd nur, dass dir Therapien 0 angeschlagen haben. Ich bin froh, dass mit der DIS-Diagnose mir sehr viel mehr erklärt wurde.

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 Hallo,

wir hatten viele Jahre u. a. die Borderline-Diagnose (und eine komplexe PTBS, Depression, Ängste etc.), was für uns einige Schwierigkeiten mit sich brachte.
Zum einen wurden wir immer wieder in Kliniken eingewiesen die mit dem DBT-Konzept arbeiteten und uns ging es damit oft schlecht. Dies lag dann immer an unserer mangelndenMitarbeit, "falscher" Wahrnehmung, schwarz-weiß-Denken etc . Leider wurdenwir auch mit Medikamenten ruhiggestellt, um Stimmungsschwankungen auszugleichen, da diese natürlich nicht halfen, wurde immer mehr und immer stärkeres verschrieben.
Es gab aber auch Dinge die uns hafen, so haben wir für uns die Achtsamkeit entdeckt und angenehme Düfte die uns sehr helfen mit schwierigen Situationen zurecht zu kommen, manche Anteile nutzen auch Skills für sich. Wobei wir dieses Wort hassen!
Auch das mit der radikalen Akzeptanz war ein hilfreicher Ansatz. Wobei wir für das Wort schwierig finden und den Ausdruck "Shit happens" viel passender finden.
Viele von den sehr negativen Folgen der falschen Diagnose haben wir aufgrund von nicht gut ausgebildeten oder unfähigen prof. Helfern gemacht, schade finden wir das eine bestehende Diagnose so selten überprüft wird. Im Zweifel ist der Patient das Problem und nicht die Möglichkeit einer falschen Diagnose.
Es war bei uns eher Zufall das wir die richtige Diagnose bekommen haben, da wir in einer Klinik zufällig an eine Traumathera geraten sind, die schon mit DIS-Patienten gearbeitet hat.

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weitere Antworten folgen!

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