- By Werweiß..
❔: Wie erlebt ihr einen Switch? (Antworten: 3)
Hi Linehme, Meine Frage an einer Betroffene mit Dis lautet:
Wie erlebt ihr einen Switch in stressigen sowie normalen Zeiten , beim laufen oder in der Öffentlichkeit ?
Schafft man es allen Innies gerecht zu werden und könnte eine lebhafte maladaptive Welt für Innies auch Zufriedenheit bringen ?
Ich las Innies denken nur sie hätten andere Eigenschaften wie schneller laufen, mehr Stärke etc. und kann es nicht auch stimmen ? Liebe Grüße
Antworten von Betroffenen der dissoziativen Identitätsstruktur:
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Hi,
hier der Versuch einer Antwort, in meinem Erleben.
"Wie erlebt ihr einen Switch in stressigen sowie normalen Zeiten"
Ich bemerke, dass ich mich mit komplett anderen Dingen beschäftige, z.B. habe ich monatelang nichts Künstlerisches gemacht und gehe dann komplett darin auf, stundenlang. Mir fällt das mittlerweile auf. Also es sind wie so Modi, in denen ich lebe, mal ist das dran, dann kommt was anderes. Es fühlt sich an, als wenn ich z.B. A lebe, was irgendwann von B abgelöst wird, dann C, dann D... dann ist A plötzkich wieder da, aber A geht komplett da weiter, wo es aufgehört hat. Es ist schwer zu beschreiben. Aber so ist es mit allen Anteilen. Es fühlt sich an, als ob zwischen den Anteilen Lücken sind, Zwischenräume. Die Switches an sich bekomme ich eher nicht mit, glaube ich.
Im Gespräch bekomme ich sie mit, weil ich dann Sprünge mache, abrupte Themenwechsel. Für mich selbst ist es eigentlich nicht ungewöhnlich. Nur andere können mir dann vielleicht nicht folgen und daran merke ich das dann.
Manche Dissoziationen bekomme ich besser mit. Weiß nicht, ob das dann auch Wechsel sind. Sie können sich anfühlen wie: in Watte gepackt, im Nebel, dunkel, alles wie Blei, schwer zu bewegen, verlangsamt, Sinne verzerrt, verzerrt hören, nicht konzentrieren können, Black Outs - die Black Outs fühlen sich bisschen an wie die leeren Räume zwischen den Anteilen - still, vakuumverpackt, wie im Film, mich selbst beobachtend, mir selbst zuschauen können, aber nicht eingreifen können.
"Ich las Innies denken nur sie hätten andere Eigenschaften wie schneller laufen, mehr Stärke etc. und kann es nicht auch stimmen ?"
Ich weiß nicht, was genau du damit meinst... und wo du soetwas gelesen hast... wenn sich das auf deine nächste Frage bezieht... soetwas kenne ich weniger. Bei mir haben die Superkräfte eher die Helferwesen.
Die innere Welt - den sicheren Ort - nutze ich dafür, damit die Innies sich (nach-)entwickeln können. Dem Gehirn bzw. Gehirnvorgängen ist es egal, ob etwas in der Vorstellung erlebt wird oder in echt, die biochemischen Vorgänge sind die gleichen. Das bedeutet, dass man sich mit imaginiären Innenwelten selbst nachbeeltern und versorgen kann. Und es geht auch darum, Konflikte positiv zu lösen.
"Schafft man es allen Innies gerecht zu werden und könnte eine lebhafte maladaptive Welt für Innies auch Zufriedenheit bringen?"
Ja, natürlich können Innies zufriedengestellt werden. Das ist meist mit Prozessen verbunden und innerer Arbeit, erstmal rauszufinden, was sie eigentlich genau brauchen. Wenn ich das weiß, kann ich es im Innenraum kreieren. Meist mache ich das innerhalb von Tiefenentpsannung und tauche dann in das positive Gefühl ein. Das ist ein gutes Gefühl und macht auch Freude.
Es geht darum, positive Gefühle kennenzulernen, Entspannung zu lernen, Sicherheit zu fühlen, Schutz, Trost... Wenn Innies Superkräfte dafür brauchen, warum ihnen diese nicht im sicheren Ort geben? Dort können sie, wenn sie niemanden verletzen, doch das ausleben, wenn es der Heilung und Entspannung dient...
Also, ich genieße die Superkräfte von Helferwesen. Ich denke mir, dass dadurch positive Stoffe im Gehirn und Körper ausgeschüttet werden, die der Entspannung dienen. Nehmen wir mal an, es gibt starke Wesen, die helfen können, ein Kind aus einer traumatischen Situation von damals herauszuholen, dann ist das doch toll. Dabei geht es nicht um das reale Leben hier, aber um das reale Gefühlserleben, das wird dadurch nämlich umgewandelt und positiv gemacht - also so mit meinen Worten mal umschrieben.
Wenn es starke Tiere in der Innenwelt gibt, ist das ja auch nicht real draußen vorhanden, also von wegen Superkräfte, aber die positiven Gefühle, die dann dadurch erlebt werden sind real, und darum geht es! (Und das für alle Anteile, nicht nur für einen).
Zusatz:
Aber jetzt, wo ich da nochmal mehr drüber nachdenke, kann ich sagen, es fühlt sich in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich an.
Manchmal wie ein kurzes BlackOut, wie ein schwarzes Loch, ein Nichts in mir, da sind keine Barrieren zwischen den Räumen.
Es ist aber superschnell, das ist nicht oder kaum bewusst. Oder auch wie so leichter Stromschlag, der mich auseinanderballert. (den merke ich natürlich!)
Oder wie im Nebel....
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"Wie erlebt ihr einen Switch in stressigen sowie normalen Zeiten , beim laufen oder in der Öffentlichkeit ?"
Ich merk das manchmal daran, dass mein Fokus verschwimmt, ich die Umwelt nicht mehr wirklich wahrnehme, und wenn mir das auffällt merke ich meist auch, dass ich nicht mehr kontrollieren kann, was der Körper sagt oder tut. So als würde eine Aktivität weiter laufen, aber ich hinke hinter her irgendwie?! Generell bemerke ich Wechsel aber meist im Nachhinein, also eben daran, dass ich keine sonderlichen Kontrollmöglichkeit habe oder dass zB etwas angefangen wurde zu lesen, ich aber gar nicht weiß worum es geht, sondern mitten im Text erst was davon mitbekomme. Vielleicht ein bisschen vergleichbar mit so Momenten, wo man sich fragt "was tu ich hier eigentlich?", nur dass es dann eben meist nicht *ich* bin, die etwas tut sondern ein anderes Innen.
zT fällt mir auch gar nicht bewusst auf, dass ich nicht mehr agierend bin. Beim Schreiben, wenn ich eigentlich denke, ich notiere was, dann aber merke: eh, nicht meine Handschrift, ich würd das so nicht schreiben, oh da ist ja grad XY vorm am Ruder.
In der Öffentlichkeit oder im Kontakt fällt's mir schwer da Bewusstsein für zu finden für solche Vorgänge, da laufen die Wechsel sehr funktionalautomatisiert oder so. In sehr stressigen Zeiten merke ich es dagegen nur daran, dass eben Zeit und Erinnerungen fehlen.
"Schafft man es allen Innies gerecht zu werden und könnte eine lebhafte maladaptive Welt für Innies auch Zufriedenheit bringen ?"
Kommt auf die Anzahl und die Verbindungen drauf an würd ich sagen. Ich wär nicht in der Lage allen gerecht zu werden, aber mit Aufgabenverteilung könnte es schon sein, dass man einen Punkt erreicht, wo jeder einigermaßen versorgt ist. Hoffe ich zumindest.
Und klar, auch eine innerer Ort kann für manche Innens reichen. Ganz platt würd ich sagen, muss ja nicht jeder im Alltag teilnehmen, ist auch okay, wenn manche sich da raushalten. Kommt wohl darauf an, was man als Gesamtmensch für sich möchte. Für mich wäre es erstmal voll okay, wenn alle wenigstens wirklich begreifen könnten, wie das aktuelle Leben aussieht, aber ob sie immer aktiv mit dabei sein möchte, können sie entscheiden.
Sehe das so, dass auch nicht-viele Menschen beim kochen oder so keine fight/flight-Handlungsmöglichkeiten brauchen, generell nicht in jeder Situation sämtliche Handlungsmöglichkeiten _aktiv nutzen. Bei uns sind die dann eben nur personalisiert in nem inneren Ort untergebracht, statt im Hintergrund. Bisschen flapsig formuliert.
"Ich las Innies denken nur sie hätten andere Eigenschaften wie schneller laufen, mehr Stärke etc. und kann es nicht auch stimmen?"
Ja und Nein. Zum einen gibt es sicher Innens, die aus Gründen der Überzeugung sind, sie seien zB. sehr schwach, obwohl der Körper mehr Kraft hätte, oder auch, dass sie klein sind, obwohl der Körper vielleicht sehr groß ist. Auch in die andere Richtung. Es kann aber auch sein, dass das nicht nur sogenannte trance logic ist, sondern an ihrem "Zustand" liegt. Nicht-viele Menschen erleben ja auch, dass sie in Extremsituation beeindruckende Reflexe haben oder dass der Körper viel mehr Kraft mobilisiert, als er es in einem regulierten Zustand würde. Wenn ein Innen nun in so einem Extremsituationszustand feststeckt, kann es gut sein, dass es eben nicht nur denken ist, sondern sehr real.
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Hallo,
Switchen hat bei uns nicht damit zu tun, ob wir gerade eine stressige oder entspannte Phase haben, sondern ist einfach situationsabhängig. Es macht auch keinen Unterschied ob wir laufen, springen oder sonstige Dinge tun.
Normalerweise sind Switches (für uns sind das "Persönlichkeitswechsel".. also einer geht, wer anderer kommt) für Außenstehende nicht direkt zu erkennen. Wenn man uns sehr gut kennt, kann man dann höchstens an der Art wie gesprochen wird oder am Inhalt des Gesprächs ableiten, dass gerade jemand anderer gekommen ist. Das liegt aber auch daran, dass wir gewohnt sind im Alltag und der Außenwelt zu funktionieren und als möglichst "homogene Einheit" aufzutreten. In der Therapie sind Wechsel öfter auffälliger und unsere Therapeutin kann uns für gewöhnlich auch ziemlich gut unterscheiden (was mich manchmal verwundert). In der Therapie sprechen wir aber auch sehr "ehrlich" jeder für sich sein tatsächliche Meinung, im Alltag vertreten wir eine "gemeinsame Wahrheit". Wir wechseln relativ häufig, es ist sehr selten, dass eine/r von uns wirklich mehrere Stunden am Stück, ohne Unterbrechung, anwesend ist. Ausnahmen sind Extremsituationen, die sehr viel Angst auslösen. Dann ist eine Person sehr stabil im Außen, die die Situation gut händeln kann. Wechsel sind nur dann offensichtlich, wenn sich jemand "vordrängen" will bzw. es nicht klar ist wer sich "durchsetzt". Dann kann alles sehr zeitverzögert passieren und einige Sekunden dauern.
"Schafft man es allen Innies gerecht zu werden?" --> Meinst du da Kinder, für die man Verantwortung übernehmen kann/muss?
Grundsätzlich sind wir ja relativ "gleichwertig" und keiner muss jemand anderem "gerecht werden". Nur für die Kinder ist es natürlich wichtig Bezugspersonen zu haben, die sich um sie sorgen. Den Kindern müssen wir überwiegend im Innen gerecht werden, weil sie im Außen einfach nicht so häufig Vorne sein können. Außerdem können wir im Innen Bedürfnissen gerecht werden, die wir im Außen nicht umsetzen könnten. Trotzdem denke ich momentan, dass es ohne Außenkontakt für die Kinder bei uns nicht geht, weil ihnen dann der Realitätsbezug fehlt. Aber das ist bei uns so, das muss nicht auf alle Kinder zutreffen. Manche anderen bei uns sind immer nur im Innen und wollen gar nicht ins Außen.
Bei uns denkt, soweit ich weiß, keiner, dass er außergewöhnliche Fähigkeiten hat . Wir haben auch keine "außergewöhnlichen Fähigkeiten" nur gewisse Eigenheiten oder unterschiedliche Begabungen. Ich weiß nicht genau, was unter "außergewöhnlich" gemeint ist. Es gibt jemanden, der keine Wut und keine Angst kennt oder jemand, der keinen Schmerz spürt oder besonders emphatisch ist.... Aber das ist eher ungesund, als sonstwas, auch wenn es manchmal praktisch ist.
Liebe Grüße
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